Dezember 2025
Dezember 2025 – Ein persönlicher Erfahrungsbericht, körperliche Übergänge und das Bleiben mitten im Prozess.
Es ist Dezember geworden, es ist noch immer 2025 und irgendwie ist es mir ein Bedürfnis, mich in diesem Jahr noch einmal zu melden. 2025 – was für ein Jahr. Was für Prozesse. Oder waren es vielleicht gar nicht nur diese zwölf Monate, sondern die letzten fünf Jahre, die mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt haben? Während ich das schreibe, merke ich, dass sich diese Frage gar nicht eindeutig beantworten lässt. Also schreibe ich. Nach vielen Monaten des Stillseins, weil dieser Zeitpunkt sich innerlich nicht länger verschieben lässt, wenn auch noch lange nichts abgeschlossen oder sortiert ist.
Seit Juni habe ich mich kaum öffentlich mitgeteilt. Es war kein Rückzug im klassischen Sinn, sondern weil mein Körper, mein Nervensystem und mein gesamtes Inneres eine Intensität erfahren haben, die nicht wirklich Raum dafür gelassen hat. Alles, was an Energie vorhanden war, wurde gebraucht, um dazubleiben. Um durchzukommen. Hört sich das heftig an? Ja, das ist es auch.
In dieser Zeit ist vieles durch mich hindurchgegangen: körperliche Prozesse, die mich immer wieder an Grenzen geführt haben und mich teilweise noch immer herausfordern, Entscheidungen, die nicht leicht waren und schließlich auch Diagnosen, die einem Zustand einen Namen gegeben haben, der lange diffus im Raum stand. Diese Diagnosen sind kein Endpunkt und auch keine Erklärung für alles. Sie sind für mich eher ein Moment des Ausatmens, ein Innehalten, an dem mir klar wurde, dass ich einen Weg wählen muss, der meinem gesamten System gerecht wird – nicht nur einzelnen Symptomen.
Wenn ich dich mitnehme durch die letzten Monate hinein in diesen Dezember und gleichzeitig schon leise hinaus in ein neues Jahr, dann beginnt diese Geschichte eigentlich viel früher. Wie so oft, wenn wir uns die Zeit nehmen zurückzublicken (und welcher Monat eignet sich dafür besser als der Dezember). Es geht nicht nur um die vergangenen Monate, sondern tatsächlich um die letzten fünf Jahre, die Erfahrungen in mein Leben gebracht haben, mit denen ich lange nicht wirklich abschließen konnte.
Da war der plötzliche Tod meines Vaters, der in seiner Dramatik fast an einen Tatort-Krimi erinnerte, und die massive Wende, die mein Leben danach nahm. Von einem Moment auf den anderen übernahm ich Verantwortung für meine Mutter. Sie zog zu uns auf die Kanaren und ich begann einen völlig neuen Weg zu gehen. Eine Ausbildung folgte der nächsten und irgendwann hatte ich das Gefühl, meinem eigenen Leben nicht mehr hinterherzukommen. Als meine Mutter zurück in unsere Heimat Polen zog, blieb in mir etwas zurück, das sich wie ein großes Loch anfühlte. Damals wusste ich noch nicht, dass dieses innere Bild bald eine sehr reale Entsprechung finden würde.
Der Vulkanausbruch in meiner neuen Wahlheimat La Palma nahm mir und meiner kleinen Familie alles. Und wenn ich „alles“ schreibe, dann meine ich das wortwörtlich. Wir hatten keine Zeit, etwas einzupacken, nichts zu retten. Unser gesamter Besitz liegt heute unter erstarrtem Gestein begraben. Da war es also, dieses Loch, diese Leere. Doch wieder, wie schon nach dem Tod meines Vaters, gab es keine Pause. Kein Ankommen in dem was ist. Wir gingen auf Reisen, bis in meine alte Heimat, renovierten dort im Akkord das Haus meiner Mutter, nur um kurze Zeit später wieder aufzubrechen. Nach Außen klang alles nach Abstand, Wintermomente in Polen, glitzernde Weihnachtszeit für uns, doch im Inneren gab es kein Ausatmen. Zurück auf La Palma, direkt hinein ins nächste Abenteuer: den Aufbau der Selbstständigkeit, denn es muss doch weiter gehen. Andere waren hier geblieben und hatten bereits neues Fundament – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie bauten neue Häuser und hatten sich, so wirkte es zumindest im Außen, neu sortiert. Und so kam es auch für uns, als wäre das nicht genug, ein uraltes Haus, das wir nun in Eigenleistung kernsanieren.
Zwischendurch, fast beiläufig, Hochzeit, Schwangerschaft und schließlich eine Fehlgeburt im zweiten Trimester. Wenn ich das heute so niederschreibe, schüttele ich selbst den Kopf. Es wundert mich kein bisschen, dass mein gesamtes System in diesem Jahr zusammengebrochen ist.
Im Januar landete ich im Krankenhaus mit drei gleichzeitigen Lungeninfekten und dem Verdacht auf Herzrhythmusstörungen. Im Februar stellte ich meine Ernährung radikal um. Ein Detox, sehr viel Bewegung, und ich fühlte mich wie neu geboren – bis Juni. Denn neu geboren war ich nicht. Ich hatte wieder eine weitere Strategie gewählt, aber keinen wirklichen Moment des Ausatmens. Ich arbeitete weiter, hielt weiter alles zusammen, blieb im permanenten On-Modus. Mein System kollabierte. Notaufnahme. Unzählige Untersuchungen. Kein Befund. Wieder nach Hause. Mein leiser Verdacht, dass verschiedene Themen ineinandergreifen, unter anderem die Perimenopause, wurden immer mit einem Belächeln abgeschmettert.
Es folgten Monate mit Arztbesuchen, Spezialist:innen, Fragen. Ist es das Herz? Die Lunge? Sind es die Hormone? Doch die Perimenopause? Die Antwort lautete immer wieder: Nein. Es sei „nur“ Ansiedad, eine Angststörung. Während mein Körper mir entgleiste, hielten sich viele Ärzt:innen an meinem Gewicht fest und/oder schoben alles auf die Psyche. Ich verstehe den Ansatz, gerade nach allem, was passiert ist. Dennoch hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass dies die ganze Wahrheit ist. Ich habe eine gute Kommunikation mit meinem Körper und dieser erzählte mir etwas anderes.
Also ging es immer wieder in die Notaufnahme. Es wurden mir Medikamente verschrieben, dann noch mehr Medikamente, die ich nach Wochen des Ausprobierens wieder absetzte. Ich spürte sehr klar: Das ist nicht das, was hier behandelt werden will. Immer wieder sprach ich die Möglichkeit der Perimenopause an und wurde ignoriert oder abgewunken. Zu jung. Ich blute ja noch. Dann kam ein Vertretungsarzt. Einer, der mir nicht nur zuhörte, der mich sah, der mich bestätigte. Ich fasste den Mut, auf Ursachenforschung zu bestehen, statt mich weiter ausschließlich symptomatisch behandeln zu lassen.
Ich habe mich bewusst gegen schnelle Lösungen entschieden, gegen vorschnelle Medikation und gegen das Bedürfnis, etwas sofort „in Ordnung“ bringen zu müssen. Stattdessen gehe ich nun einen integralen Weg, der Körper, Psyche und Nervensystem gleichermaßen mit einbezieht und mir erlaubt, in meinem Tempo zu bleiben. Das ist kein bequemer Weg und ganz sicher nicht der einfachere. Er ist langsamer, oft unklar und verlangt viel innere Ehrlichkeit und dennoch fühlt er sich für mich stimmig an.
Diese persönliche Erfahrung fällt nicht zufällig in den Dezember. Diese Zeit trägt kollektiv eine Qualität von Rückzug, Bilanz und Verdichtung in sich, gleichzeitig spüre ich immer deutlicher eine innere Distanz zu dem, was wir aus dieser Zeit oft machen. In den letzten Jahren habe auch ich viel Wert auf Rituale gelegt, auf feste Abläufe rund um die Rauhnächte, auf bewusste Übergänge, auf Reflexion und Ausrichtung. All das hatte seinen Platz und seine Berechtigung. Die alte Weisheit ist nicht verschwunden. Ich trage sie weiterhin in mir.
Was sich verändert hat, ist mein Bedürfnis, diese Weisheit zu inszenieren oder durch Formen festzuhalten, die meinem heutigen Leben nicht mehr entsprechen. Ich merke, wie müde mich dieses ständige Mehr an Ritualen, Fragen, Optimierungsversuchen und innerer Arbeit gemacht hat. Dieses Gefühl, selbst im Stillwerden noch etwas leisten, klären oder vorbereiten zu müssen, fühlt sich für mich nicht mehr wahr an.
Lass das bitte nochmal wirken. Gerade in jener Zeit der Stille haben wir etwas erschaffen, das uns mit dem Vorwand lockt, diese Phase bewusst zu durchschreiten, während wir uns in Wirklichkeit noch mehr auf die To-do-Liste laden als im ohnehin schon vollen Jahr. Auch das Dunkel, auch der Rückzug, auch der Jahreswechsel sind zu etwas geworden, das erfüllt, gestaltet und „richtig gemacht“ werden will.
Ich möchte mich nicht mehr durch Sperr- und Rauhnächte tragen, nur weil es dazugehört und ich möchte keine Rituale mehr erfüllen, wenn mein Körper nach Ruhe und Einfachheit ruft. Vielleicht ist genau das meine Art, dieser Zeit zu begegnen. Nicht mit Form, nicht mit Struktur, sondern mit Ehrlichkeit.
Wenn ich auf mein Leben schaue, auf diese letzten Jahre, auf meinen Körper und auf das, was sich gerade durch mich hindurch bewegt, dann ergibt vieles plötzlich Sinn, ohne erklärt werden zu müssen. Diese Übergänge, diese Erschöpfung, dieses langsame Abschälen von dem, was einmal getragen hat – all das passt zu einer Lebensphase, die nicht klar beginnt und nicht klar endet. Die (Peri)Menopause ist kein kurzer Abschnitt mit Hitzewellen, den man „hinter sich bringt“. Sie ist ein langer Prozess des Umlernens, des Neu-Verkörpert-Werdens, ein Abschied von alten Rhythmen und ein vorsichtiges Tasten nach neuen.
Vielleicht ist es deshalb gerade jetzt stimmig, nichts festhalten zu wollen. Vielleicht ist es deshalb richtig, mich nicht auszurichten, nicht vorzubereiten, nicht zu optimieren, sondern einfach da zu sein. In dieser Zwischenzeit. In diesen Tagen und Nächten, die nicht laut sind. In einem Dezember, der nichts von mir will, außer Präsenz. Ich habe nicht das Gefühl, etwas zu verlieren, sondern eher, etwas abzustreifen, das mir einmal gedient hat und jetzt zu eng geworden ist. Unsere Menschheit entwickelt sich weiter, und mit ihr darf sich auch unsere Spiritualität verändern. Weniger festgelegte Formen, mehr gelebte Wahrheit. Weniger Konzepte, mehr Körper. Weniger Optimierung, mehr ehrliche Wahrnehmung dessen, was gerade wirklich da ist.
Ich weiß noch nicht, wie dieser Weg weitergeht. Ich weiß nur, dass ich ihn nicht rückblickend erzählen möchte, wenn alles sortiert ist. Ich möchte ihn teilen, während ich ihn gehe. Langsam, unperfekt & körpernah. Weil genau das im Moment wahr ist. Und weil es vielleicht anderen Frauen zeigt, dass sie nicht alleine sind, wenn sich gerade nichts rund anfühlt.
So ist dieser Text ist kein klassischer Neustart und kein Versprechen auf irgendwas. Er ist ein leises Zeichen aus der Mitte meines Prozesses heraus, dass ich noch da bin und weitergehe – ohne Eile und ohne Anspruch auf Vollständigkeit und vielleicht ist das für diesen Dezember 2025 mehr als genug.
Eine Herzensumarmung zu dir,
Monika.
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