Mai: Muttertag & Beltane

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Mai: Muttertag & Beltane – Zwischen Fürsorge, Feuerkraft und Neubeginn

Was heute gefeiert – und morgen vergessen wird

Es ist Muttertag. Und während ich diesen Text schreibe, flutet das Netz über mit Blumen, Herzchen und Sprüchen. Morgen ist Beltane – nach alter Zeitrechnung das Fest zur Frühlingsmitte. Gefeiert wurde es, wenn das erste satte Grün sichtbar war, das Vieh wieder auf die Weiden durfte und das Leben draußen spürbar erwachte. Und doch findet sich dazu kaum ein Wort im kollektiven Bewusstsein. Wie passt das zusammen? Und was haben diese scheinbar so unterschiedlichen Tage gemeinsam?

Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, über diese immer wiederkehrenden Feiertage zu sprechen – nicht aus bloßer Tradition, irgendeiner Zugehörigkeit oder Religion, sondern aus dem Bedürfnis nach Tiefe. Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, aber ich kann versuchen zu spüren, was diese Feste einst bedeutet haben. Und ich kann den Versuch wagen, sie für uns heute zu übersetzen: als Spiegel unserer Sehnsucht, unserer Wurzeln und unserer Lebenskraft. Deshalb lade ich dich ein, mit mir unter die Oberfläche des Konsumrausches zu schauen. Jenseits der romantisierten Vorstellungen von Hexenfeuer und Fruchtbarkeitsfesten. Dort, wo das Leben sich selbst feiert – und der Mensch sich rückverbindet mit dem, was ihn nährt, trägt und hervorbringt: der mütterlichen Kraft des Daseins.

Muttertag – ein Blick hinter die Kulissen

In den sozialen Medien zeigt sich dieser Tag heute in vielen Facetten – und manches davon berührt wirklich. Es wird gedacht an Mütter in Krieg und Verlust, an Frauen, die keine Kinder haben oder keine gebären konnten. Es geht um Selbstfürsorge, um das Urmütterliche, um das, was Halt gibt. Und ich möchte niemandem diesen Tag nehmen oder schlechtreden – er hat seinen Platz. Aber ich finde es wichtig, dass wir auch diesen Feiertag nicht blind übernehmen. Dass wir uns fragen: Was feiern wir hier eigentlich? Was ist der Ursprung dieses Tages, der inzwischen mit so vielen unterschiedlichen Bedeutungen aufgeladen ist?

Es ist wie mit dem Weihnachtsbaum, der oft aus reinem Brauch aufgestellt wird – ohne ein tieferes Wissen um seine Herkunft. Wer erzählt heute noch von alten Bräuchen? Gibt es sie noch, die Großmütter, die weitergeben, was sie einst selbst erlebt haben? Unsere Mütter lebten in einer anderen Zeit – sie konnten dieses Wissen oft nicht mehr bewahren.

Und wir? Wie geben wir diese Feste weiter – an unsere Kinder, an die Menschen um uns herum? Deshalb schreibe ich diesen Text. Um zu erinnern. Um Bewusstsein zu wecken. Und um Mut zu machen, solche Tage ganz bewusst zu feiern – mit Blick auf ihren Ursprung, nicht nur auf ihre Oberfläche.

Der Ursprung des Muttertags, wie wir ihn heute kennen, ist vielschichtig. Er reicht zurück in antike Fruchtbarkeits- und Muttergöttinnenfeste – wie die Verehrung der Rhea in Griechenland oder der Kybele im alten Rom. Diese Feiern ehrten nicht nur die leibliche Mutter, sondern vor allem das nährende Prinzip des Lebens selbst – das Gebären, Wachsen und Werden, sinnbildlich für die Erde als schöpfende Kraft und tatsächlich identifiziere ich mich am meisten mit dieser Art des Muttertages.

Im Mittelalter wandelte sich dieser Fokus: In England wurde der „Mothering Sunday“ zum Tag der Rückkehr zur Mutterkirche – später verbunden mit einem Besuch bei der leiblichen Mutter. Eine christliche Umdeutung, die das spirituelle Zentrum auf die Institution lenkte, nicht mehr auf das Leben selbst.

Der moderne Muttertag aber, wie wir ihn kennen, geht auf eine soziale Bewegung zurück. Anna Jarvis setzte sich Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA dafür ein, Mütter für ihren gesellschaftlichen Beitrag zu ehren – als Friedensstifterinnen, als tragende Säulen der Gemeinschaft. Was als persönliche, tief empfundene Geste begann, wurde bald kommerziell vereinnahmt – zuerst von der Blumenindustrie, später von politischen Ideologien.

In Deutschland wurde der Muttertag 1923 von Floristen eingeführt. In der NS-Zeit erhielt er eine ideologische Färbung als „Ehrentag der deutschen Mutter“. Und auch wenn diese Narrative heute verblasst sind, wirken sie unterschwellig weiter – als Erwartung, als Idealbild, als Pflicht zur Aufopferung. Diese Energie sollten wir nicht unterschätzen.

Heute darf dieser Tag neu gelesen werden. Nicht als Ritual des Dankeschön-Sagens, sondern als Möglichkeit zur Rückverbindung: mit der eigenen Herkunft, mit der mütterlichen Kraft in uns selbst, mit dem großen Prinzip der Fürsorge – jenseits von Rollenklischees und leeren Symbolen.

Beltane – das Fest der Lebenskraft

Und dann gibt es da noch Beltane – das alte keltische Fruchtbarkeitsfest – fällt traditionell auf den fünften Vollmond nach der Wintersonnenwende. Du kennst es vielleicht als das Fest zum 1. Mai – oder bringst es vielleicht sogar mit der Walpurgisnacht in Verbindung. Ursprünglich wurde jenes Jahreskreisfest mit dem ersten Grün des Sommers gefeiert. Nicht kalendarisch, sondern fühlbar: Wenn das Leben überquillt, wenn Lust und Wachstum sich zeigen.

Historisch ist Beltane ein Schwellenfest. Es markierte den Übergang von der dunklen in die helle Jahreshälfte. Das Vieh wurde zwischen Feuern hindurchgetrieben, um es zu reinigen und zu schützen. Menschen sprangen über Flammen, tanzten, liebten, ehrten die Kraft der Verbindung. Heute liegt über all dem ein Schleier – aus Halbwissen, Romantisierung oder Esoterik.

Dabei pulsiert darunter noch immer das, worum es immer wirklich ging: Lebenskraft. Berührbarkeit. Schöpfung.

Was wäre, wenn wir Beltane nicht inszenieren, sondern fühlen würden? Nicht als Hexenparty – sondern als Einladung zur Lebendigkeit. Nicht als Fruchtbarkeitsklischee – sondern als Würdigung schöpferischer Kraft in jeder Form.

Mai – die Mitte des Frühlings

Zyklisch betrachtet steht also der fünfte Vollmond für die Mitte des Frühlings. Es ist die Zeit des „zweiten Viertels“ im Mondrhythmus – die Phase der Fülle, des Wachsens, des Sichtbarwerdens. Was wir im Inneren gesät haben, beginnt zu treiben. Wir spüren Aufbruch, aber auch Reibung. Das Alte wirkt noch nach, das Neue fordert Mut. Die Energie dehnt sich – nicht ohne Spannung.

Frage dich:

  • Was will in mir wachsen?
  • Was braucht meine Hingabe – was meine klare Grenze?
  • Wo darf ich mich zeigen – echt, verletzlich, kraftvoll?

Was uns diese Zeit lehren will

Wenn wir auf Muttertag, Beltane und diese Frühlingszeit blicken, spüren wir: Sie alle tragen eine Kraft in sich, die weit über äußere Gesten hinausgeht. Es geht um das Leben selbst – darum, was durch uns wirken will, was genährt, gehalten, geschützt und auch losgelassen werden darf. Und es geht darum, wie wir als moderne Menschen diese alten Bilder und Symbole wieder mit Bedeutung füllen können.

Diese Tage führen uns in Berührung mit unserem Ursprung. Sie zeigen uns, was es heißt, Mensch zu sein – mit all der Verletzlichkeit, Sehnsucht, Gestaltungskraft und Liebe, die darin liegt. Vielleicht ist es genau das, was wir brauchen: Räume, in denen wir uns an das erinnern, was uns wirklich nährt. Und vielleicht dürfen wir neu spüren, was es eigentlich heißt zu feiern – nicht, weil es im Kalender steht, sondern weil wir innerlich berührt sind. Weil etwas uns ruft, das mehr ist als Konsum, mehr als Pflichterfüllung, mehr als eine vorgegebene Rolle. Echte Verbindung, lebendiges Bewusstsein, gelebte Wahrheit – darum könnte es gehen.

Ein letzter Gedanke für diesen Moment

Dieser Mai lädt dich ein, die alten Feste nicht einfach nur zu feiern – sondern zu leben. Nicht inszeniert für andere, sondern verbunden mit dir und dem Ursprung, den sie in sich tragen. Nicht laut, sondern echt.

Teile diesen Beitrag gern mit Menschen, denen du eine tiefere Sicht auf diese Zeit schenken möchtest. Und wenn du Lust hast, weiter in den Jahreskreis einzutauchen: Schau gern öfter auf meinem Blog vorbei – dort findest du Texte zu besonderen Tagen und Übergängen im Jahreskreis. Auf Instagram teile ich regelmäßig Gedanken, Inspirationen und Einblicke in mein zyklisches Leben – ich freue mich, wenn du dort vorbeischaust!

 

Eine Herzensumarmung zu dir

Monika

 

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